Im Vorfeld von 1938

Das nationalsozialistische Gedankengut war in Rankweil schon viele Jahre vor dem Anschluss an Hitler-Deutschland sehr virulent und auch aktiv.[1] Bei der Landtagswahl 1932 haben in Rankweil 244 die NSDAP, 214 den Landbund und 50 die Großdeutschen gewählt, dies entspricht einem Stimmenanteil des »Dritten Lagers« [2] von 28%.

1933 berichtet die Gendarmerie von 250 – 300 NSDAP-Mitlgiedern in Rankweil, davon 35 in der SA. Johann Dietrich ist bereits 1929 Mitglied der NSDAP geworden und war unter Ortsgruppenleiter Hans Ludescher als Propagandaleiter sehr aktiv.

Am 11. Juni 1933 verwies der damalige Führer der Vorarlberger Nationalsozialisten, Toni Plankensteiner, bei einer Rede in den Rankweiler Hirschensälen auf die guten Beziehungen der Partei zu den Unternehmern. Unter anderem forderte der Redner auch zur treuen Gefolgschaft auf und ermahnte die Genossen, vor eventuellen Strafen nicht abzuschrecken, da Geldstrafen ohnehin von den NSDAP-Fabrikanten in Dornbirn bezahlt werden.

Plankensteiner wurde im Jänner 1934 verhaftet, was eine Reihe von nationalsozialistischen Machtdemonstrationen zur Folge hatte, so auch mehrmals in Rankweil.

Als im Juni 1933 die NSDAP in Österreich verboten wurde, gingen deren Terroraktivitäten in Vorarlberg weiter. Die Behörden kämpften dagegen an, was ihnen teilweise auch gelang, so auch beim „vormaligem Zentrum der Partei in Rankweil“. Überliefert ist ein „Bekenntnismarsch“, von 25 Personen aus Rankweil unter Vorantragung einer Parteifahne über Göfis, Schwarzen See nach Satteins.

Aus einem Gendarmeriebericht vom 14. Juni 1933 ist zu entnehmen: Fanatische Anhänger dieser Partei (NSDAP) sind der Eisengießer Ermst Franke, (…) aus Deutschland zugezogen und in Rankweil wohnhaft. Als Parteiheime, bzw. Klublokale wurden Gasthaus Schiff, Hirschen und Bären aufgelistet. Gasthäuser in denen Nationalsozialisten viel verkehren seien Gasthaus zum Engel, Rankweilerhof,  Kreuz, Schützen und Bierbrauerei Fulterer.

Am 9. Februar 1936 wurden in Rankweil Verhaftungen von Mitgliedern der HJ (Hitlerjugend) und BdM (Bund deutscher Mädchen) durchgeführt. Denn insbesondere die HJ hatte im Land einen größeren Anteil an den politischen Aktionen übernommen. Ende 1936 gelang dem stellvertretenden HJ-Führer in Vorarlberg, dem Rankweiler Eugen Matt, ein dichtes Netz von Standorten in ganz Vorarlberg zu errichten. Einige der HJ-Führer aus Rankweil waren: Eugen Matt, August Begle, Anton Frick, Fritz Franke.

Am Tag vor der Volksabstimmung am 10. April 1938 haben SA-Einheiten zahlreiche Flugzettel in Rankweil verteilt.


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[1] siehe auch Illegale NSDAP 1933 –  1938 in Tirol und Vorarlberg  –  Harald Walser
[2] Als »Drittes Lager« wurde das deutschnationale und antisemitische Parteienspektrum (NSDAP, Deutschnationale, Landbund) bezeichnet, das sich seit der Habsburger Monarchie neben den Christlichsozialen und den Sozialdemokraten etabliert hatte und dessen Anhänger in den dreißiger Jahren in die NSDAP strömten.